Samba
Zugehörigkeit: Latein
Takt: 2/4- (oder 4/4)-Takt
Geschwindigkeit: ca. 54 Takte pro Min
Kurse: Anfängerkurs, Bronzekurs, Silberkurs, Goldkurs, Goldstarkurs, VIP-Meeting
(auch Semba; bedeutet in der angolanischen Bantussprache Bauch- und Beckenbewegungen, auf port./bras. gleichbedeutend mit Tanz)
Stammt in seiner stationären Grundform aus Brasilien (National- und Karnevalstanz mit vielen unterschiedlichen Versionen von Bion bis Marcha) bzw. aus uralten Kreistänzen der Bantu-Neger. In Brasilien heute ein folkloristischer Schautanz; im Carnaval Step Schaukelbewegungen durch leichte Gewichtsverlagerungen (Vor-Rück). Wurde in Europa zum variationsreichen Turniertanz entwickelt (seit 1959 im Latein-Turnierprogramm). In Wiegeschritten und Voltadrehungen, Rollen und Promenadenläufen bewegen sich die Paare wellenförmig durch den Raum. Während die Wellenbewegung früher aus einem Erheben im Bein kam (Bounce), wird sie heute mehr durch die Bauchmuskulatur erzeugt (Contraction and Release). Das Paar betont mit seiner Körperaktion in Übereinstimmung mit der Musik den zweiten und vierten Taktschlag: Der jeweilige Standfuß ist voll belastet, die Körper-, Bein- und Armlinien sind voll entwickelt, die Aktion ist ausgetanzt.
Grundbewegung: Belasten, kurzes Entlasten und Wiederbelasten des Standbeins durch Contraction und Release. Drei Hauptvarianten dieser Bounce-Aktion: Wischer, Volta, Botafogo, (Volta mehr lateral). Vier mögliche Rhythmusvarianten. Charakteristisch für diesen Tanz: spielerische und spiegelbildliche Drehungen, synchrone Ab- und Zuwendungen der Partner. Rollenverhältnis von Herr und Dame: Die Dame gewinnt die Aufmerksamkeit des Herrn, der auf sie reagiert, indem er sie stehend beobachtet oder ihr nachläuft. Auch die Gestik der Arme, Hände und Beine zeigt, wie stark aufeinander bezogen die Partner tanzen, spielerisch sich umwerbend.
Unsere heutige Turniersamba ist das beste Beispiel dafür, wie gut sich das binnenkörperliche Platztanzen der Schwarzen mischen lässt mit dem raumgreifenden Tanzen der Europäer. Man tanzt den Samba heute mit großer Geschwindigkeit die Tanzrichtung entlang. Wen diese vorwärtsdrängende Dynamik ergriffen hat, der hat dabei für Tricks und Posen nicht mehr viel übrig. Die Grundbewegung könnte stationär sein: Belastung des Standbeins, kurzzeitige Entlastung, Rückbelastung. Die Dynamik kommt aus dem ersten Schritt. Wenn dieser aber keine Standbeinaktion ist, sondern mit dem Schwungbein ausgeführt wird, dann wird der ganze Tanz schwerfällig und lahm. Der Schub aus dem Standbein bewirkt, dass der Körper während des rhythmischen Stop-and-go weiter fließt. Entlastung und Rückbelastung geschah früher durch ein Erheben über dem Standbein (Bounce). Diese senkrechte Körperaktion wurde in den letzten zehn Jahren ersetzt durch eine waagrechte Hüftaktion, ein Tilten des Beckens. Das diagonale Vor- und Zurückschwingen des Beckens wird vor allem durch die Bauchmuskulatur bewirkt (Contraction and Release). In die europäisierte Samba ist damit nachträglich wieder ein Stück Afrika eingedrungen. Schlecht getanzt wirkt diese Aktion allerdings wie eine etwas komische Form von Gymnastik.
Samba war, wie Rumba, ein Sammelname für viele Tanzarten. Der Ausgangstanz für den modernen Samba ist der Samba de Moro, ein Kriegsreigen. In einer afrikanisch-portugiesischen Mischform kam er schon vor 1920 als Maxixe nach Europa. 1924 gelangte der brasilianische Tanz wieder, diesmal unter seinem Originalnamen Samba, über den Ozean. Die Tanzlehrer hatten damals bereits Musik und Schrittbeschreibungen, und in den Turnierprogrammen von 1924 und 1925 tauchte die Samba gelegentlich auf. Um 1948/49 (in vereinfachter Form in Tanzschulen: 2-Schritt-Samba) war dann die Welt von der Samba berauscht. Aber die Originalsamba hatte mit der Volkssamba von 1948 so wenig zu tun wie mit der heutigen Tuniersamba.
Typische Figuren: Botafogos, Voltas, Sambarollen, Maypole, Promenadenläufe
Textquelle: Wörterbuch des Tanzsports, © 1990, Kastell Verlag GmbH, ISBN 3-924592-21-7